BERICHT BAD KLEINKIRCHHEIMER NACHRICHTEN MAI 2009

AKTUELLES AUS DER THERAPIESTATION ST. KATHREIN

Betriebliche Gesundheitsförderung als Hilfe gegen „das Kreuz mit dem Kreuz“

 

Im Jänner ist in der Kleinen Zeitung ein Artikel zum Thema „Das Kreuz mit dem Kreuz“ erschienen. Darin wird festgehalten, dass laut Statistik Austria 39,2 % der Frauen und 36,1 % der Männer an Wirbelsäulenbeschwerden leiden. „Auffällig ist, dass immer mehr junge Menschen zwischen 25 und 30 Jahren mit Rückenbeschwerden und sogar Bandscheibenvorfällen zu mir kommen“, so Dr. Gert Wiegele, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in Kärnten. Und er ist nicht allein mit seiner Beobachtung.

15 % der Rückenschmerzen haben eine eindeutig feststellbare Ursache, wie z. B. Bandscheibenvorfälle, Wirbelgleiten, Spinalkanalverengungen, Wirbelkörperbrüche usw. Bei den anderen 85 % sind Röntgen, CT, MRT und andere Untersuchungsmethoden ohne Befund. Das größte Problem stellt dabei die Chronifizierung dar. Rückenschmerzen nehmen mit steigendem Lebensalter zu und erreichen ihren Höhepunkt im fünften und sechsten Lebensjahrzehnt.

Und schon sind wir bei den Kosten. Rückenschmerzen sind teuer für die Volkswirtschaft. Dazu einige Fakten: Der Löwenanteil der durch Rückenschmerzen verursachten Kosten kann auf einen kleinen Prozentsatz von chronisch Betroffenen zurückgeführt werden. Im Jahr 2000 gingen in Deutschland 27,7 % aller Krankheitstage auf Muskel- und Skeletterkrankungen zurück, von denen die meisten Rückenschmerzen waren. Nach internationalen Schätzungen sind etwa 85 % der Gesamtkosten für den durch Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit bedingten Produktivitätsausfalls zuständig, nur rund 15 % der Kosten wird für die medizinische Behandlung aufgewendet.

Rückenbeschwerden sind häufig das Ergebnis einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren. Tilscher & Eder (1989) klassifizieren in zwei Gruppen, nämlich in unbeeinflussbare Faktoren wie Konstitution oder angeborene Veränderungen und beeinflussbare Faktoren wie Haltung, Funktionsstörungen in den Gelenken, Stoffwechselerkrankungen wie Gicht usw., Ernährung, Körpergewicht, Psyche, Arbeitsplatzsituation, Schlafsituation, Bewegungsarmut, Sport, Auto und Bekleidung (Schuhmode).

Es gibt also eine Vielzahl von beeinflussbaren Faktoren. Die Frage ist nur, beeinflussen wir diese Faktoren in positiver Weise? „Das Kreuz mit dem Kreuz“ beginnt ja schon im Kindesalter. Kindergartenkinder sitzen täglich zwischen 5 bis 6 Stunden, acht- bis zehnjährige Schulkinder zwischen 8 und 9,5 Stunden. Haltungsschäden sind vorprogrammiert.

Anerkennung all jenen Eltern, die ihren Kindern einen vernünftigen Umgang mit Fernseher und Computer vorleben und beibringen. Eltern, die den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder fördern und die sich um eine gesunde Ernährung Gedanken machen.

Anerkennung all jenen Schulen, wie z. B. der VS Bad Kleinkirchheim und der VS Radenthein, die mit Eltern und Elternverein ein Schulprojekt rund um die gesunde Wirbelsäule mit Pysiotherapeut Vladimir Nemcic gestartet haben und somit den Haltungsschäden der Kindern vorbeugen.

Anerkennung all jenen Sportlehrern und Trainern, die sich weiterbilden, ihren Schützlingen die Freude an der Bewegung vermitteln und deren Unterrichtsinhalt sich nicht auf Fußball oder Völkerball beschränkt.

Und wie schaut es in der Welt der Erwachsenen aus? Wie schaut es in der Arbeitswelt aus? In den letzten 100 Jahren wurde der Mensch von körperlicher Arbeit und Muskelbeanspruchung weitgehend entlastet. Daraus erwächst das Problem des Bewegungsmangels. Die menschlichen Anlagen sind noch immer auf Bewegung ausgerichtet. Der Mensch ist zum Gehen und Laufen geboren. Die Muskulatur des „sitzenden“ Menschen erschlafft, Haltungsschäden und sogar immer gehäufter Bandscheibenvorfälle sind die Folge. Andererseits gibt es noch immer Berufe, die eine schwere körperliche Belastung erfordern. Es gilt die Regel, dass man Überbelastungen vermeiden kann, wenn man entweder die Belastung verringert oder die Belastbarkeit steigert. Weiters wirken sich Aspekte wie eine asymmetrische Arbeitshaltung oder unergonomisches Mobiliar und noch vieles mehr auf die Entstehung von Wirbelsäulenbeschwerden aus.

Außerdem sind die psychischen Belastungen drastisch gestiegen. Ein Zuviel an Stress, der Druck, die Uhr im Nacken fordert ihre Opfer. Ein Anstieg der psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen ist zu verzeichnen. Der Stress „sitzt“ in der verspannten Muskulatur.

Eine Lösung dieser Problematik stellt die so genannte „Rückenschule“ dar. Die Therapiestation St. Kathrein bietet für die Arbeitnehmer von Unternehmen aus unterschiedlichsten Bereichen (Hotel- und Gastronomiebetriebe, Banken, Supermärkte usw.) ein umfangreiches Konzept für ein betriebliches Gesundheitsförderungsprogramm an.

Die Rückenschule ist ein Verhaltenstraining, das darauf abzielt, den Menschen, ganz im Sinne der WHO, zu einem eigenverantwortlichen, gesundheitsbewußten und Risikofaktoren vermeidenden Handeln hinzuführen.

Die Teilnehmer erlernen u. a.

– wirbelsäulenschonendes Verhalten am Arbeitsplatz sowie im Alltag (Liegen, Sitzen, Stehen, Bücken, Heben, Tragen, Aufstehen aus Liegeposition, Aufstehen vom Sitzen)

– funktionelle Gymnastik (Dehnungen verkürzter Muskelgruppen, Kräftigung geschwächter Muskelpartien, Koordinationsübungen)

– Ergonomie am Arbeitsplatz (z. B. Höhe des Bürosessels und –tisches, Platzierung des PCs, Bildschirmhöhe und Bildschirmausrichtung)

– Ausgleichsbewegungen, Ausgleichssport

– Entspannung, Entlastungslagerungen

Der Kurs ist auf die speziellen Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt und wird vorzüglich im Betrieb bzw. direkt am Arbeitsplatz durchgeführt.

Der Arbeitgeber bzw. Unternehmer ist gefordert, Verantwortung für die Gesundheit seiner Mitarbeiter mit zu übernehmen. Der Erfolg wird sich einstellen. Laut 32 Studien gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen den betrieblichen Gesundheitsförderungsprogrammen und einer Kostenreduzierung. Arztbesuche, Krankenstände verringern sich und somit die Kosten von Behandlungen und Medikamenten, was wiederum einen Vorteil für die gesamte Wirtschaft bringt.

Einen Schönheitsfehler hat die Sache jedoch. Gerade die Hochrisikogruppe, nämlich körperlich schwer belastete, männliche Arbeiter mittleren und höheren Alters mit passivem, ungesundem Lebensstil nehmen diese Angebote selten wahr. Da besteht noch viel Aufklärungsarbeit.

Change, das neue Schlagwort aus dem Munde eines Mannes, auf den die gesamte Welt blickt hat auch hier Gültigkeit. Umdenken! Von der Passivität zur Aktivität, hin zu Eigen- und Mitverantwortung für ein gesünderes Berufs- und Alltagsleben. Die Gesundheit ist und bleibt unser größtes Kapital!

Informationen über Durchführung und Förderungen sowie Anmeldungen in der Therapiestation St. Kathrein. Ihr spezieller Ansprechpartner ist Sportphysiotherapeut Vladimir Nemcic.

Es grüßt Sie das Team der Therapiestation St. Kathrein